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Nikolaikirche in Leipzig

Nach Besichtigung des Panometers („Auf nach Rom!“) führte uns der Weg in die Innenstadt von Leipzig zur Nikolaikirche. Hier nahm die friedliche Revolution des Herbstes 1989 ihren Anfang. Die regelmäßigen Friedensgebete in der Kirche wurden trotz massiver Drohungen der DDR-Behörden nicht abgesetzt.Der damalige Pfarrer und Bürgerrechtler Christian Führer berichtet: 'Der Auftakt war ja bereits am 7. Oktober erfolgt, dem 40. Jahrestag der DDR. Ein schauriges Gewaltszenario von Armee und Kampfgruppen, Polizei und Stasileuten in Zivil war aufgeboten.

An diesem Tag schlugen 10 Stunden lang Uniformierte auf wehrlose, sich nicht wehrende Menschen ein, transportierten sie ab in Lastwagen. Hunderte von ihnen wurden in Markkleeberg in Pferdeställe gepfercht ...So kam der alles entscheidende 9. Oktober heran.Was für ein Tag!'In der überfüllten Kirche erfolgten Aufrufe zur Gewaltlosigkeit, hörten viele Menschen, unter ihnen viele Mitglieder der Staatspartei erstmals die Seligpreisungen der Bergpredigt:'Sie hörten von JESUS,DER sagte: „Selig die Armen!“ Und nicht: Wer Geld hat, ist glücklich.DER sagte: „Liebe deine Feinde!“ Und nicht: Nieder mit dem Gegner.DER sagte: „Erste werden Letzte sein!“ Und nicht: Es bleibt alles beim Alten.DER sagte: „Wer sein Leben einsetzt und verliert, der wird es gewinnen!“ Und nicht: Seid schön vorsichtig.DER sagte; „Ihr seid das Salz!“ Und nicht: Ihr seid die Creme.Und das Wunder geschah.

Der GEIST JESU der Gewaltlosigkeit erfasste die Massen und wurde zur materiellen, zur friedlichen Gewalt. Armee, Kampfgruppen und Polizei wurden einbezogen, in Gespräche verwickelt, zogen sich zurück.Es war ein Abend im GEIST unseres HERRN JESUS, denn es gab keine Sieger und Besiegten, es triumphierte niemand über den anderen, keiner verlor das Gesicht. Es gab nur das ungeheure Gefühl der Erleichterung.Nur wenige Wochen dauerte die gewaltlose Bewegung und brachte doch die Partei- und Weltanschauungsdiktatur zum Einsturz ...Nicht eine zerstörte Schaufensterscheibe. Die unglaubliche Erfahrung der Macht der Gewaltlosigkeit. Sindermann, der dem Zentralkommitee der SED angehörte, sagte vor seinem Tod: „Wir hatten alles geplant. Wir waren auf alles vorbereitet. Nur nicht auf Kerzen und Gebete.“

(zitiert nach 'www.nikolaikirche-leipzig.de', redaktionell gekürzt, Kahmann)