Gedichte an Brecht
Im Rahmen einer Einführung zum Thema Exillyrik Bertolt Brechts behandelten wir im Grundkurs Deutsch, nachdem wir ausführlich über Aspekte der Exilsituation gesprochen hatten, Brechts Gedicht ‚Über die Bezeichnung Emigranten’. Der Kurs äußerte einerseits Betroffenheit über die Lage der Exilanten und war andererseits beeindruckt von Brechts Hoffnung auf Rückkehr und seiner Kampfansage: Das letzte Wort / Ist noch nicht gesprochen. Ausgehend vom Inhalt des Gedichts besprachen wir die Form, in die Brecht seine Anklage kleidete. Da der Kurs mit großem Engagement bei der Sache war, sollte die Hausaufgabe eine kreative sein: Schreibt ein Gedicht im Stile Brechts an den Autor selbst, in dem ihr eure ganz persönlichen Gedanken zu seinem Werk formuliert.
Einige, wie ich finde, beeindruckende Ergebnisse sollen hier vorgestellt werden. Vielen Dank an die SchülerInnen, die sich bereit erklärt haben, ihre Gedichte auf der Homepage der PNS zu veröffentlichen. Das Originalgedicht lässt sich hier finden.
Susanna Herzog
Gedicht an Brecht
Nachvollziehen kann ich Ihren Ärger
Über die Bezeichnung von Emigranten.
Ihre Wut wird deutlich sichtbar.
Ich bewundere die Hoffnung,
Die Sie stets besitzen,
Obwohl Sie so viel erlitten.
Hoffnung gibt Kraft.
Halten Sie fest an ihr,
Um weitere Werke verfassen zu können.
Aufklärung ist wichtig!
Erleichtert sind wir,
Dass Sie diese Aufgabe zu Ihrer gemacht haben.
Finnja Becker, de-1
An B.B.
Vorstellen kann ich mir deine Situation nicht.
Vertrieben zu werden, für mich
Unvorstellbar.
Mitgefühl von mir ist dir sicher.
Du bist sehr stark geblieben,
Während Viele aufgaben.
Was für mich
Das Allerwichtigste ist.
Also musst du weiterkämpfen.
Denn es wird für dich
Eine Chance geben.
Oliver Wolff, de-1
An B.B.
Vertrieben, Verbannt
Geflohen
Aus dem Land
Das einst
Heimat war
Vielen wurde genommen, was einst geliebt
Die Kunst, die Freude
Und ewig mussten sie warten
Auf Rückkehr in das schändliche Land
Einige erschöpften, doch er kämpfte sich durch
Vermittelte trotz mit den Füßen getreten seine Meinung
Seine Warnung und
Nicht
Umsonst
Die Hoffnung lebt und das Land
Voller Reue
Voller Scham
Voller Dankbarkeit den nun vergangenen Hoffnungsträgern gegenüber.
Johanna Czichowski, de-1
An B.B.
Immer fand ich den Namen richtig,
Den man euch gab:
Emigranten.
Jedes Lexikon bestätigt mir das. Dennoch
Verstehe ich deinen Einwand
Und deine Wut, denn
Du bist geflohen und vertrieben und verbannt.
Das Exil war nie dein Wunsch,
Nie dein Zuhaus.
Denn es war schon immer
Das Exil.
Joanna Tohtz de-1
An B.B.
Emigranten oder Exilanten,
Den Unterschied kann ich
Nie.
Vertrieben und Verbannen hörte ich
Nur in Geschichte.
Eine sichere Zukunft,
Ein warmes Heim, das wird mir oft versprochen.
Dein Leben im Exil,
Vorstellen kann ich es mir
Nicht.
Klingt wie
Aus einer anderen Welt.
Dein Dasein,
Das du in einem aufgezwungenem Heim,
Einem Exil verbringst, klingt wie
Das Warten auf Rückkehr.
Deine Meinung ist anders,
Aber die richtige. Wer
Kann beurteilen, wie es war,
Was erlebt, gefühlt wurde?
Niemand,
Der nicht dasselbe erlebte.
Clara-Maria Pache de-1
An B.B.
Sie flohen
Ein Exilant
Mit Ihrer Macht im Gepäck
Ohne Gewissheit
Was Sie und Ihre Kunst erwartet
Und dennoch
Trotz der ausweglos erscheinenden Lage
Liest die Jugend
Noch heute Ihre Worte.
Tobias Beelitz de-1