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Das Deutsche Theater im Klassenzimmer der Klasse 9d

Am 29. April 2015 besuchte die Klasse 9d nicht das Deutsche Theater, sondern das Deutsche Theater besuchte die Klasse 9d – in ihrem Klassenzimmer.

Valerie Oberhof, Katharina Schenk, Lasse Scheiba

Lara Schützsack

„Und auch so bitterkalt“ – das Deutsche Theater im Klassenzimmer der Klasse 9d

 

Am 29. April 2015 besuchte die Klasse 9d nicht das Deutsche Theater, sondern das Deutsche Theater besuchte die Klasse 9d – in ihrem Klassenzimmer. Dort wurde das auf dem gleichnamigen Jugendroman von Lara Schützsack basierende Klassenzimmerstück „Und auch so bitterkalt“ aufgeführt. Lena Schreiber, eine Schülerin der Klasse, berichtet:

 

„Das ist mein Ernst Malina!“, ruft die Frau mit den orangen Klebestreifenohrringen und legt eine mit Butter bestrichene Brotscheibe auf dem Tisch ab. „Iss jetzt!“, verlangt sie mit drohendem Nachdruck. Die Miene des Mädchens ist verwirrt, während sie zwischen der Frau und dem Brot hin und her starrt. Nein, das ist keine Schauspielerin, das Mädchen ist aus dem Zuschauerkreis der Klasse, in der gerade das „Klassenzimmerstück“ nach einer Romanvorlage von Lara Schützsack gespielt wird.

Das Stück basiert auf dem 2014 erschienenen Buch: „Und auch so bitter kalt“. Wenn man das Buch vorher gelesen hat, dann war die Inszenierung vom Deutschen Theater wahrscheinlich besser als jeder Film, die Sätze wurden eins zu eins übernommen und nichts hinzugedichtet oder weggelassen. Diejenigen, die das Buch vorher nicht kannten, lernten es auf eine Weise kennen, die sofort die Lust des Lesens in einem weckte.

In dem Buch geht es um zwei Schwestern, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Malina, aus deren Sicht das Buch verfasst ist, bewundert ihre große Schwester Lucinda für ihren Charakter, ihre Art mit Menschen umzugeben und dafür, dass sie auf eine ganz besondere Weise sie selbst ist. In dem Buch werden viele Themen behandelt, über die jeder junge Mensch sicherlich schon einmal nachgedacht hat, aber es ist auch eine ganz eigene Geschichte, die den Leser oder im Falle des Klassenzimmerstücks den Zuschauer auf eine faszinierende Weise berührt.

Das Klassenzimmerstück macht eine Geschichte, die sich sonst nur in den Köpfen der Menschen abspielt, lebendig.

Zwei Schauspielerinnen vom Deutschen Theater kommen in den Klassenraum und stellen mit den vorhandenen und auch teilweise selbst mitgebrachten Materialien ein komplettes Theaterstück in den vier Wänden der Schule auf die Beine. Das Stück ist ebenso witzig wie einzigartig. Während die Schauspielerinnen über Tische laufen und die unterschiedlichsten Rollen annehmen, recken die Schüler die Hälse nach ihnen, um ja nichts zu verpassen. Das „Klassenzimmerstück“ unterscheidet sich auch in soweit von einem normalen Theaterbesuch, weil die oftmals eindimensionale Theaterwelt gebrochen wird und plötzlich hat die Schauspielerin den Kopfhörer eines Jungen um den Hals oder fordert ein Mädchen auf endlich ihr Brot zu essen.

Gerade das ist auch das Besondere an dieser etwas anderen Vorstellung. Genau wie jedes andere Stück auch ist dieses an eine feste Handlung gebunden, doch trotzdem haben die Schauspielerinnen die Zuschauer mit einbezogen und teilweise auch improvisiert.

In sechzig Minuten ist nichts zu vermissen, weder die Originalität noch die Vielfältigkeit an Charakteren. Manchmal konnte ich gar nicht glauben, dass es wirklich nur zwei Schauspielerinnen waren. Mithilfe einfachster Mittel verwandelten sie sich in sekundenschnelle von einem Psychologen mit einem Ziegenbart aus orangenen Klebestreifen in einen englischen Jungen, der ein T-Shirt mit der Aufschrift „Jarvis is Jesus“ trägt.

Es stimmte einfach alles, der Sinn für Humor, die Atmosphäre und das Ambiente, die beste Möglichkeit dem eigenen Klassenraum mehr Farbe zu verleihen.