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Das Thema "Gewalt" einmal anders dargeboten

Die Klasse 9c hat sich anhand einiger Gedichte Bauprinzipien zur modernen Lyrik erarbeitet. Gedichte müssen sich nicht reimen, können z.B. aus Collagen oder Frage-Antwort bestehen.
In einem zweiten Schritt bekamen die Schülerinnen und Schüler den Zeitungstext „Die Gewalt sickert ins Gehirn“ als Grundlage vorgelesen. Aus diesem Artikel konnten sie einzelne Aspekte auswählen, um ein appellatives Gedicht (Alltags- und Gebrauchslyrik) zu schreiben.
Der dritte Schritt bestand in der Überarbeitung und das bedeutete Verdichtung.
Herausgekommen sind Texte, die für sich sprechen und in Form einer Lesung für alle zugänglich gemacht wurden.
Die letzten drei Gedichte sind zusätzlich entstanden.

Die Gewalt sickert ins Gehirn ein

von Frank Ufen; - - - - Berliner Zeitung, 5.1.2010

Manfred Spitzer berichtet, wie sich exzessiver Medienkonsum
auf die Psyche von Kindern und Jugendlichen auswirkt.

Wer in den USA aufgewachsen und heute 18 Jahre alt ist, hat etwa 13000 Stunden in der Schule und mindestens 25000 Stunden vor dem Fernsehapparat zugebracht. In all diesen Jahren hat er durchschnittlich 32000 Morde und 200000 Gewalttaten auf der Mattscheibe erlebt.
Dieser exzessive Gewaltkonsum hinterlässt zwangsläufig tiefe und dauerhafte Spuren im Gehirn und programmiert es darauf, ständig aggressiv und gewalttätig zu reagieren - behauptet der Ulmer Gehirnforscher und Mediziner Manfred Spitzer. Außerdem würden bei 50 % der im Fernsehen gezeigten Gewalttaten ihre psychischen Folgen verharmlost, bei über 70 % würden die Täter ungestraft davonkommen, und bei lediglich vier Prozent würde auf Strategien hingewiesen, die es ermöglichen, Konflikte friedlich zu lösen. In Spitzers Augen deutet vieles darauf hin, dass die Lage von Tag zu Tag schlimmer wird. So seien in Deutschland mittlerweile 80 % aller ausgestrahlten Fernsehsendungen gewalthaltig.
Der Konsum brutaler Video- und Computerspiele würde unaufhörlich steigen. Und mit den Ego-Shooter-Spielen, die in ihrer Funktionsweise Flugsimulatoren entsprechen, könne die Ausübung von Gewalt Schritt für Schritt eingeübt werden.
Laut Spitzer ist es kein Wunder, dass sich Kinder und Jugendliche derart leicht von Gewaltszenen auf dem Bildschirm faszinieren lassen. Denn sie seien allesamt die Nachkommen steinzeitlicher Vorfahren, die gebannt jeder gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen anderen zugeschaut hätten.
Obwohl das menschliche Gehirn mit seinen 100

Milliarden Neuronen in jeder Sekunde mit Millionen von Daten operiert, unterläuft ihm nur ganz selten ein Fehler, konstatiert Spitzer. Der bewusste Geist hingegen, der allenfalls imstande ist, neun Informationen gleichzeitig zu verarbeiten, macht laufend Fehler - vor allem dann, wenn er gezwungen ist, im Eiltempo komplizierte Berechnungen durchzuführen.
Nach Spitzer sprechen sogar etliche Indizien dafür, dass das Gehirn oft frühzeitig bemerkt, dass man einen Fehler begeht. Es sendet dann Signale an das Bewusstsein und versucht, es dazu zu bringen, den Fehler sofort zu korrigieren. Ob das gelingt, ist allerdings ungewiss, denn das Bewusstsein versteht diese Signale häufig nicht. Aus alledem schlussfolgert Spitzer, dass das Gehirn viel cleverer ist als das Bewusstsein.
Die beiden Radio-Vorträge, aus denen dieses Hörbuch besteht, dauern jeweils nur eine halbe Stunde. Spitzer nutzt diese knappe Zeit dafür, eine ganze Reihe origineller und provokativer Thesen vorzustellen und kurz zu erläutern. Ansonsten beruft er sich immer wieder auf empirische Untersuchungen. Man erfährt aber nicht, wann, wo und von wem sie durchgeführt worden sind.
Die Vorträge sind deshalb in erster Linie als Einführung geeignet. Wer es genauer wissen will, kommt nicht darum herum, „Vorsicht, Bildschirm!“ und andere Bücher zu lesen.


Manfred Spitzer: Gewalt im Gehirn, TV & Co und die Folgen. Audio-CD. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2009, 12,95 €.

Respekt

Selbstverständlich?
Nicht für alle!
Fairness
Achtung
klare Sache!

Doch manchen fehlt's
Warum?
Weshalb?
Ist es zu schwer?

Danke sagen,
Meinungen akzeptieren
Selbstverständlich?
Nicht für alle!

Er und sie wollen es doch auch:
Netten Umgang,
keinen Streit!
Doch für dich selbst
ist anderes in Ordnung:
lästern
anschwärzen
Ende Mobbing ...
Zum Glück ist es nicht immer so ...
Viele, die sich nicht so haben,
Freundlichkeit,
und nette Taten.
Respekt:
das sollt man haben!

von Aylin 

So fängt es an


„Hey, was willst du?“
So fängt es an.
„Alle auf den Mann.“
Man wird verletzt.

„Mama, kaufst du mir das Spiel?“
So fängt es an.
„Stirb, stirb, stirb ... verdammt, ich komm nicht an ihn ran!“
Man wird verletzt.

„Der Film ist ab 18, aber das ist doch egal, es fallen Schüsse und es ist legal.“
So fängt es an.
„Wenn die das können, können wir das schon lange!“
So fängt es an, und keiner kommt mehr an dich richtig heran.

von Katja

 

Gewalt in der Welt

Mord, Schläge, Schüsse, Kriminalität
Gewalt in Serien, in Filmen, in den Nachrichten.
Ist das alles zu viel?
Verbale Gewalt, Gewalt an Schulen, Gewalt im Job.
Wird hier übertrieben?
Gewalt auf der Straße, Gewalt zu Hause,
Gewalt im Kopf???
Gewalt als Spiel, Gewalt als Droge, Gewalt als Freund,
Gewalt in mir?

von Lucas

Die Sünden der Väter


Ob der Bully auf dem Schulhof der Diktator in seinem Staat
Beide haben den gleichen Antrieb
Beide sind von derselben Art
Die Schwachen zu unterdrücken für beide nur ein Spiel
Die Macht zu vergrößern das ist das größte Ziel
Jedes Mittel ist ihm Recht auch das Benehmen wie ein Tier
Bald werden sie doch vernichtet sei es durch die eigene Gier
Doch die nächsten stehen bereit ihre Plätze einzunehmen
Aber lange werden sie nicht bleiben auch sie werden untergehen

Ist es heute schon normal dass die Söhne für die Sünden der Väter büßen
und sie gleich wiederholen
Nein es ist nicht ihre Schuld es fehlt ihnen nur an Idolen
Alle Menschen sind vergiftet alle von demselben Hass
auf die Schwulen auf die Schwarzen auf die Kinder es ist krass
Doch es gibt auch gutes Leben zu dem der Mensch sicher nicht gehört
Durch die Kriege durch den Hass ja wir haben uns selbst zerstört
Die Lösung für dieses Drama ist das Einfachste auf der Welt
Es ist die Liebe und die und die Freundschaft und nicht das Öl und Geld
Alles wofür es sich zu sterben lohnt für Familie Gott und Vaterland
Aus der Welt ein Paradies zu schaffen liegt ab jetzt in unserer Hand.

Meine Kinder sollen nicht erben von dem Hass den wir bewahren
Ja sie sollen in Frieden leben soll der doch zur Hölle fahren
Doch er fährt nicht ohne mich denn er ist ein Teil von mir
Mein bester Freund mein größter Feind ohne Gnade er bleibt hier
Doch der Preis ist nicht zu hoch muss ich mit meinem Leben zahlen
Hauptsache wir sind erlöst von des Hasses Leid und Qualen
Meine Frau und Kinder sind mein einziges Verlangen
Ja sie sollen geborgen leben niemals um ihr Leben bangen

Doch unverzeihlich sind die Sünden die die Menschheit wohl begang
Diese Sünden unverzeihlich sicher ist der Höllengang
Und der Teufel wartet auf uns boshaft und auch voller Hohn
Doch er muss noch lange warten denn Gott vergibt den Menschen so
wie der Vater dem Sohn.

von Sanrosha

Gewalt

Gewalt, was ist das? Ist das schlimm? „Ist doch bloß ein Spiel!“ So fängt es an, und endet mit Gehirnblutungen im Hospital. Den ganzen Tag vor dem Fernseher. Nichts anderes mehr im Kopf. Auf den Konsolen, Schießerei und Massenmord. Wenn du dich gewöhnst, hast du dann verloren? Aggressionen rauslassen, ob gewollt oder nicht. Was kommt danach? Die Einsicht!? Gewalt, was ist das? Ist das schlimm? Ja, das ist es. von Nora

Der Unbelannte
Tag für Tag
Widerstand der Versuchung,
diese Wut
es zu beenden
die Person
der Versuch zu helfen
endet
Angst vor Eskalation
Jeden Abend
Bilder,
davorsitzend
die den Raum durchfluten
umgeben mit unrealen Gewalten
verstärken die Wut
Plötzlich: Realität
und dann
Kampf
Die Tat.

Gewalt - eine Lösung?

Gewalt bedeutet Leiden, bedeutet Trauer, bedeutet Macht.
Gewalt ist alltäglich. Wir leben mit ihr, sie lebt von uns.
Ein Teufelskreis ohne Ausweg?
Die Meinungen sind verschieden.

Gewalt ist Verlust, provokant, paradox.

Gleiches mit Gleichem bekämpfen?
Die Lösung ist noch nicht erkannt. Gewalt ist zu groß, zu präsent,
zu zerstörerisch um sie mit Reden zu überwinden.

Was sollen wir tun?

Gewalt ist keine Lösung, wenn man nur darüber redet. Es wird spekuliert und diskutiert,
doch gestoppt wird sie nicht.

Passiert dies doch, entsteht Leiden ... somit sind wir wieder am Anfang.
Was sollen wir tun ...

von Thomas


Was könnnen wir dagegen tun?

Was können wir dagegen tun?

Gewalt im Fernsehen
Gewalt in der Schule
Gewalt in Spielen
Gewalt auf der ganzen Welt!

So viele Arten von Gewalt:
Gewalt kann
mit Fäusten,
mit Worten,
doch auch mit Blicken ausgedrückt werden.

Gewalt in der Familie
Gewalt auf der Straße
Gewalt in der Politik
Gewalt auf der ganzen Welt!

Warum sind wir so grausam?
Wie sähe ein Leben ohne Gewalt aus?
Gibt es keinen Ausweg mehr?

Was können wir tun?

von Linnea


Warum ist das so?

Gewalt zieht sich über die Geschichte der Menschheit hin,
sie reicht von Kain und Abel bis zum heutigen Tage,
ich sehe darin keinen Sinn.
Warum ist das so?

Mobbing und Prügeleien, nur weil du nicht so bist wie sie,
wann das aufhören wird, ich weiß es nicht, vielleicht nie.
Warum ist das so?

Der tägliche Krieg, der tägliche Tod,
du siehst es überall, Menschen sehen rot.
Warum ist das so?

Videospiele - Geistverderber,
Gewalt wird plötzlich gut,
so bekommt manch Jugendlicher seinen Mut.
Warum ist das so?

von Swantje


Gewalt

Gewalt ist schlimm,
Gewalt ist böse,

seelisch oder körperlich.

Es findet statt,
es wird geschehen.

Niemand kann ihr entgehen.

Lücken wurden nie verschlossen,
viele Tränen sind geflossen.

Was kann man tun? Wie kann man dies verhindern?
Zu schützen, stärken, Not zu lindern?

Vor der Gewalt und ihren Ängsten?

Mit Liebe, denn die währt am längsten.

von Lilly


Die Vierte Gewalt

Die Presse bleibt eine starke Waffe
Falsche Nutzung ist fatal
Nichts beeinflusst mehr
Niemand bleibt neutral

Die Vierte Macht wird sie genannt
Manipulation ohne Gnade
Schleichend übernimmt sie dich
Und gelöst scheint jede Frage

Unausweichbar ist sie da
Wie der eigene Schatten
Verantwortung ist gefragt
Im Umgang mit der Medienwahl

von Hasret


Armut

Sie ist zu spüren,
sie ist zu hören,
sie ist zu sehen
Sie begegnet uns täglich
Sie breitet sich aus
Sie ist nicht erwünscht
und doch überall
Was man auch tut,
sie bleibt ...
Doch wir bekämpfen sie gemeinsam mit aller Kraft.

von Kira


Gewalt

Gewalt entsteht durch
Zorn,
Hass,
Frust,
Neid

Durch Liebe,
Gier
und Unsicherheit,
aus Trauer und Verzweiflung

Gewalt kann jeden treffen:
Attentat,
Schlägerei
oder falsche Straßenseite

Gewalt wird geplant
von Experten des Militärs -
sowie vom Computerspieler

Gewalt ist keine Lösung,
aber eine Methode zum Lösen von Problemen

Was wäre, kennte ein jeder diesen Reim;
„ohne Gewalt kann man glücklich sein.“

von Leonard


Gewalt

Die Gewalt der Gesellschaft
verdeckt
unsichtbar beim ersten Blick
doch schau genauer
ist sie überall
schwer zu übersehen
doch unerkannt
nicht als Gewalt
sondern getarnt

Im Fernsehen
zu jeder Tageszeit
selbst im Computer
gibt's die Gewalt
nur einen Klick entfernt
Für Kinder erreichbar

Gewalt fängt früh an
Die Kleinen selbst merken's noch gar nicht
doch später wenn das Morden gut erprobt ist
schon tausend Mal
ist's kein Problem
ist's in ihm drin
vor niemandem wird Halt gemacht
Bruder, Schwester, Mutter, Lehrer
niemand wird verschont

der Kleine schwört schon früh die Rache
will später wieder kommen
nicht als Geschwister, Sohn oder Schüler
nein
als Rächer wird er wieder kommen

von Leon


Hast du verloren

Gewalt zerstört die Psyche,
Gewalt ist Schmerz,
Doch bist du gewalttätig,
Hast kein schlechtes Gewissen?
Hast du verloren.

Du schlägst nicht nur,
Du verletzt körperlich,
Du schädigst seelisch,
Es ist traurig,
Du hast verloren.

Gewalt ist schädlich,
Wendest du sie an,
Bist du schwach,
Du schlägst,
Ein Hilfeschrei,
Den du nicht hörst,
Du hast verloren.

Du fühlst kein schlechtes Gewissen,
Du hast ihn verletzt,
Du hast ihn beleidigt,
Doch du fühlst nicht, dass du Unrecht tatst,
Und deshalb bist du verloren.

von Olivia


Gefährlichkeit

Experten warnen:
Sie sind gefährlich!
Trotzdem spielt und sieht man sie -
Fernsehmörder, Todesspiele,
was ist so gefährlich?

Experten warnen:
Mehr Gewalt!
War das früher auch schon so?
Waren die doch mehr Soldaten
und mit diesem Krieg verbunden.

Experten warnen:
Gewalt wird Gewohnheit!
Welcher Experte
Hat vor achtzig Jahren
Sorgen um Schicksale im Weltkrieg gehabt?
Sich gesorgt um eine gewalttätige Jugend?

von Anna


Gewalt ist keine Lösung

Gewalt kann hart sein,
Gewalt kann weich sein,
Gewalt kann kühl sein,
Gewalt ist schrecklich.

Jeder kennt sie,
jeder weiß um das Geschlagenwerden,
und jeder fühlt den Schmerz danach,
Gewalt ist schrecklich.

Ob du klein bist,
ob du jung bist,
ob du stumm bist,
du kannst der Täter sein,
du kannst der Verräter sein,
Gewalt ist schrecklich.

Ja, das alles ist Gewalt,
schleichend verlierst auch du den Halt,
gib Acht auf dich!
Misch dich lieber nicht ein,
es kann deine letzte Minute sein.

von Nadja


Gewalt anderer

Kein eigener Schmerz - wirklich
Kein tropfendes Blut - wirklich
Hinter der Scheibe, bedeckt mit Staub
Weit weg von dir,
der Gier,
doch viel zu nah ...

Eigene andere Welten,
wir versinken,
ertrinken.

Mord, Totschlag, Liebe und Schmerz

zieht an,
dringt ein.
Manchmal sickert's,
die Masse!
Manchmal kracht's,
der Blitz!

Zu dir, zu mir
In dich, in mich
Weit weg von hier,
doch viel zu nah!

Die rote Glut, die rote Wut
versteckt hinter Staub und Glas

Sie sind du
Du bist sie
Die rote Masse;
Glut und Wut

Die andere Welt

So weit weg,
doch viel zu nah!


Der Sinn der Freude

Viele Dinge habe ich bis jetzt im Fernsehen gesehen.
Und ich muss gestehen, es war schön.
Doch jetzt ist die Kiste aus, ich weiß selbst, dass ich zu mir kommen muss.
Jede Minute glotzen ist für mich wie des Junkies letzter Schuss.
Ich komm zu mir, greif nach der Schachtel blind.
Zünd mir eine an, frag mich wieviele inzwischen süchtig sind.
Es gibt soviel was es im Fernsehen gibt, was ich nicht verpassen kann.
Klar würd' ich demonstrieren, wählen gehen, für Veränderung eintreten, nur wann?
Langsam komme ich zu mir.
Und merke, was hier vorgeht.
Dass nur noch Unsinn in mein Ohr geht.
Wie: Kauf dies, kauf das, investier in Mode.
Fakt ist, die Gesellschaft freut sich zu Tode.
Es würde sich lohnen meinen sie.
Die Schweine, die.
Sie wollen damit doch ablenken bloß.
Und die Demonstranten sitzen quasi auf des Diktators Schoß.
Der Diktatur ist es gelungen sich alles zu biegen auf Erden.
Es fällt Niemandem mehr auf, wie fatal Entscheidungen entschieden werden.
Früher hätt' ich mit Wort und Tat dagegen gekämpft, ja das wäre es mir hier wert.
Doch heute passt es mir nicht, heute kommt doch der neue Film von Herrn Spielberg.

von Felix


Wenn man sich selbst liebt

Selbstverliebtheit - mein Leid,
wohl doch nur die Sehnsucht nach Vollkommenheit,
lässt mich erblinden,
ich seh' mich nicht,
lügende, unklar verschwommene Sicht.

Nun geh' nicht fort,
denn ich gebe dir mein Wort.
Ich lasse dich jetzt wieder leben,
denn ohne mich ist es leichter,
eben.

Also, lass meine Hand,
tu's für dich,
denn so ist's besser,
ohne mich.

Weil selbstverliebt ich starb,
verdien' ich's nicht, mein Grab.


Die Unschuld

Weiß wie die Unschuld ist dein Gewissen,
Nie tatest du des Mordes Grund,
Du siehst dich im Spiegel an und kannst Luft holen,
Du warst es nicht.

Deine Füße tragen dich fest, sicher.
Der Schlag deines Herzens, einem Rhythmus folgend,
Du bist nicht wie sie.

Deine Augen kristallklar, kein Schleier behängt sie,
Doch du hast es nicht gesehen,
Deine Seele, leicht wie eine Feder.

Sahst du nicht das Blut?
Sahst du nicht die schwarze Haut,
Rabenschwarz in der Nacht?

Die Ohren ausgestopft mit Watte,
Wie hättest du hören können?
Du warst es nicht.

Die Schreie, die Schläge, die Angst,
Du gehst mit schnellem Schritt.

Dein Gewissen rot wie das Blut,
Deine Augen blind vor Schwärze,
Deine Seele schwer wie ein Stein,
Der Spiegel zerspringt,
Du bist wie sie.

Luftholen,
Atme, sieh, höre
die Schuld, die dich trifft!

Der Sarg, den sie tragen,
in stiller Trauer,
er ist nicht für dich.

Du warst es nicht.


Gewalt

Sie macht die Starken stark
sie macht die Schwachen schwach
Doch was passiert, wenn es sich ändert
wenn die Starken schwach werden
und die Schwachen stark werden
wird sich dann alles ändern?
Sind die Starken dann die Schwachen
sind die Schwachen dann die Starken
nutzen die Schwachen ihre Stärke mit mehr Bedacht
müssen die Starken an ihrer Schwäche mehr leiden
oder bleiben die Verhältnisse dieselben?


Ein Schicksal?

Eng stehen sie da
Eingepfercht
ohne Licht
ohne frische Luft
im dunklen Stall
mittendrin das Schwein
Nummer: 32075 Name: Susi -
Futter bekommt sie
sonst nichts
   
„Friss, damit du dick und fett wirst!“
    „Wir wollen FLEISCH!“
„Billiges FLEISCH!“

Seid ihr blind? oder ...
Wollt ihr nur nichts sehen?
- Augen verschließen -
- keine Wahrheit -
- selber schützen -

     
GRAUSAMKEIT
EGOISMUS

Was tut der Mensch?
Was tun WIR da?
Wie kann man es zulassen?
Wie kann man es unterstützen?
- Augen verschließen -
- keine Wahrheit -
- selber schützen -

Susi wollte leben
Sechs Monate lebte sie
Dann ---
Ein Schuss
Ein Ende
Ein Essen
Guten Appetit!

von Sophia


Orang-Utan heißt Waldmensch

10.000 Orang-Utans
leben glücklich
haben alles
der Mensch kommt rodet ihren Wald

8.000 Orang-Utans
der Lebensraum nimmt ab
das Geld der Firmen zu
6.000 Orang-Utans
Auf gerodeten Flächen wird Nahrung angebaut
   
für den Menschen
Der Orang-Utan verhungert
4.000 Orang-Utans
Möbel aus Tropenholz
Echtholz verlangt unsere Gier
Auf den Flächen: Palmöl
für billigen Schokoladengenuss
2.000 Orang-Utans
WWF und Peta klagen auf
Doch keine Chance gegen die übermächtigen Firmen
Uneinsichtigkeit und Geldgier


Der letzte Orang-Utan kämpft mit dem Tod
Kein Baum
Keine Nahrung
Der Kampf ist verloren
Keine Orang-Utans mehr

6 Milliarden Menschen
wir brauchen Nahrung
wir wollen Schokolade und Echtholzmöbel
DIE ZERSTÖRUNG GEHT WEITER ...

von Sari


WM 2010

Der Ball, der rollt, die Kasse klingt -
aber Südafrika versinkt

Die Stadien sind schön
Die Stadien sind groß
Doch wovon ernähren sich die Menschen bloß?
Die haben doch Hunger und Durst!

Das Grölen der Vuvuzelas das gibt den Ton an
Ich frage mich, ob man den Schrei der
Armut auch hören kann?

Doch das interessiert letztendlich nicht
Wieso?
Es ist WM!
Die steht im Rampenlicht.


Anlässlich einer Begegnung bei der Verlegung der Stolpersteine in der Goßlerstraße 21:

Keine Worte für Gefühle

Sie sagt: „Liebe die, die du liebst -

Wie kann ein Mensch ein so großes Herz haben,
wo ihm so grausame Dinge angetan wurden?

und sag' es jeden Tag.“

Sie sind fort
von einem Tag auf den anderen
nie mehr gesehen
verbrannt, vergast, vergessen

Du kannst sie verlieren
Sie hat sie verloren

Trage sie im Herzen
damit die Erinnerung bleibt
damit sie weiterleben
in jedem von uns

Ich habe keinen Grund zum Hass
und trotzdem:
manchmal hasse ich

Sie hat jeden Grund zum Hass
doch sie hasst nicht

Aus Hass wird Hoffnung

Die Stimme, die Schreie
so viel gesehen
so viel gefühlt

Die Tränen im Herzen
Die, die die Worte beschreiben

Verschwunden im Alltag vergisst man
„Ich will nicht mehr vergessen!“
Damit es nie mehr passiert

geöffnete Augen

Wir sind dir dankbar dafür.

Gewidmet Sylvia Gutmann
von Maja, Samuel, Fee und Jana


Gewaltige Liebe

Es gibt Vergewaltigungen,
es wird geschlagen,
es werden Anzeigen erstattet:
Aber: Es gibt auch gewaltige Liebe
Mit viel Leidenschaft!
Ich und Du
Du und Ich
Wir lassen uns nicht im Stich.
Zusammen durch dick und dünn,
in guten und in schlechten Zeiten.


Und so weiter ...

Gefährlich und ganz unerwartet
kommt er aus dem Hinterhalt.
Hält mich fest,
seine Hände
sind so kalt,
zieht mich in den dunklen Wald.

Im Wald gibt es für ihn keinen Halt.
Und er verwendet viel Gewalt.
Ich habe Angst, doch er macht
weiter,
Ich will sterben ...
und wo weiter ...


Sommer

Sommer passiert in deinem Kopf,
die Farben leuchten,
die Sinne erwachen,
wenn du keine Sorgen hast.

Sommer passiert in deinem Kopf,
mit einem guten Freund, der mit dir lacht,
wenn du an ferne Länder denkst,
wenn gute Laune dich begleitet.

Sommer passiert in deinem Kopf,
bis die nächsten Wolken kommen.

von Lunia


Türkenmarkt

Der Geruch von Koriander und Rosmarin
steigt in die Nase,
verloren im Gedrängel der Menschenmenge.
Langsam schwappt der wuselige Ameisenhaufen voran,
im Herzen der Duft der Ferne.

- Alles so leer

„Die schönsten Stoffe der Erde!“
„Die fruchtigsten Melonen!“

- So grau

Die Rufe der Händler übertönen
das Geplapper der vorbeidrängenden Frau.

- Stille

Der Rest des Käsegebäcks noch auf dem Gaumen,
schon die purpurrote Erdbeere im Mund.
Altsüßlicher Geschmack
zergeht
auf der Zunge.

- Graue Staubschichten

Hinter Mülltonnen schleicht eine verdreckte Katze herum,
sucht Essensreste.
Der alte Mann am Tücherstand,
gekrümmt, braungebrannte Furchen im Gesicht.
Tiefe spiegelt sich in dunkelbraunen Augen wieder.

- So allein

Als er ruhig den Kopf hebt,
eine scharfe Zahnreihe grinst mich an -

- Nichts scheint so, wie es ist.
- Nichts ist so, wie es scheint.

Ein Lächeln huscht über meine Lippen,
breitet sich aus.

- Die Leichtigkeit des Seins,
unerträglich.

von Fee