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Besuch in Berlin

An einem freundlichen Novembertag bekam der junge Klaus Strapinski die Nachricht, dass er in dem Restaurant in Polen gekündigt wurde.
Der große, blonde, blauäugige Mann war deswegen sehr enttäuscht und beschloss kurzfristig Urlaub bei seinen Verwandten, seiner Tante Sabine und seinem Onkel Manfred, in Berlin zu machen. Er packte seine wichtigsten Sachen und zog sich seinen feinsten Mantel an, damit er einen gepflegten Eindruck machte.
In Berlin angekommen wurde er schon sehnsüchtig von seinen Verwandten erwartet. Als er sich von der Fahrt ausgeruht und geduscht hatte, stieg er die Treppe zum Abendessen herab und sah ein junges Fräulein, die Tochter des Bürgermeisters, namens Sarah, wie er im Gespräch erfuhr. Es war eine befreundete Familie seiner Verwandten ... Sarah musterte Strapinski und hatte einen sehr guten Eindruck. ... Er gefiel ihr sehr gut! Auch der Bürgermeister fand, dass Strapinski ein sehr flotter Mann war ... genau richtig für seine Tochter. Ein hervorragender adliger Mann ..., wie er sich dachte. Alle unterhielten sich freundlich und der Abend ging langsam zu Ende.
Nachdem der Bürgermeister und seine Tochter weg waren, half Klaus seiner Tante beim Aufräumen und erzählte ihr noch von der Fahrt nach Berlin. Schließlich gingen die beiden ins Bett und freuten sich schon auf den nächsten Tag, denn Sabine wollte Klaus Berlin zeigen.
Mitten in der Nacht wachte Strapinski auf. Es vergingen viele Minuten, aber Strapinski konnte nicht mehr einschlafen und dachte die ganze Nacht an seine Freundin in Polen. Schließlich beschloss er, sich heimlich herauszuschleichen, um zu ihr zu fahren. Schnell schrieb er einen Brief, in dem stand: „Liebe Tante, lieber Onkel, es war eine schöne Zeit bei euch und es hat mich gefreut, euch wiederzusehen, aber ich muss zurückfahren. Ich vermisse meine Freundin. Bis bald euer Klaus.“ Schnell und leise packte Strapinski seine Sachen und schlich die Treppe herunter. Auf einmal kam seine Tante und fragte: „Wohin willst du? Warum schläfst du nicht und warum hast du deinen Koffer in der Hand? Du willst uns doch nicht etwa schon wieder verlassen oder?“ Mit gesenktem Kopf sagte er, dass er seine Freundin wiedersehen müsse und drückte seiner Tante den Zettel in die Hand. Schnell sagte sie zu Strapinski, der schon fast aus der Tür war: „Warte! Ich wollte dir noch ganz Berlin zeigen. Du kannst doch nicht jetzt schon gehen.“ Er wollte seine Tante nicht verletzen und blieb ihr zuliebe dort und beide gingen wieder ins Bett.
Nach einem leckeren Frühstück gingen Sabine und Klaus los, um sich Berlin anzusehen. Sie waren am Brandenburger Tor, auf dem Funkturm, auf dem Fernsehturm, wo sie auch gleich etwas aßen, an der Philharmonie und am Potsdamer Platz. Es war ein sehr schöner Tag. Auf dem Weg nach Hause trafen die beiden Sarah, die Strapinski zu einem Essen bei sich am Abend einlud. Strapinski nahm die Einladung an und freute sich schon auf nachher.
Nach einem langen und schönen Abend brachte Strapinski Sarah nach Hause. Auf dem Weg zu seiner Tante gingen ihm ein paar Gedanken durch den Kopf:
„Ich will mich nicht in Sarah verlieben. Ich liebe doch meine Freundin. Ich weiß ja auch gar nicht, ob Sarahs Vater zulässt, dass sie einen armen Koch heiratet; ich muss zurück nach Polen. SOFORT!!!“
Bei der Tante angekommen nahm er seine Sachen, hinterließ seiner Tante und seinem Onkel eine Nachricht, da die beiden nicht da waren, und lief zum Bahnhof. Auf einmal hörte er jemanden rufen: „Klaus! Bleib bitte einmal stehen, ich muss dir etwas geben.“ Er drehte sich um und sah Sarah. Diese gab ihm eine Einladung mit den Worten: „Ich habe morgen Geburtstag. Du kommst doch oder?“ Er wollte ihr gerade erklären, dass er zurück nach Polen wolle, aber dann meinte sie schon, dass sie los müsse und ging weg. Strapinski dachte sich: „Naja, okay, dann bleibe ich doch noch einen Tag, dann kann ich mich auch von meinen Verwandten verabschieden.
Schließlich machte er sich wieder auf den Weg zum Haus von Sabine und Manfred. Dort suchte er in seinen Sachen nach einem passenden Outfit für Sarahs Geburtstag. Er suchte und suchte, aber er fand nichts Passendes. Er wollte sich etwas Neues kaufen gehen, aber da fiel ihm Manfred ein, der bestimmt einen Anzug für ihn hätte. Weil Manfred gerade arbeitete, rief er ihn auf dem Handy an. Manfred ging ans Telefon und Strapinski fragte ihn, ob er einen Anzug im Schrank habe, den er morgen bei dem Geburtstag anziehen dürfe. Manfred hatte leider nur einen Anzug und den würde er gerne selbst auf dem Geburtstag anziehen, denn Sabine und er waren auch eingeladen. Aber Manfred machte Strapinski den Vorschlag, mit ihm nach der Arbeit einen schönen Anzug kaufen zu gehen. Strapinski war begeistert von diesem Vorschlag und wartete auf seinen Onkel. In der Zeit dachte Strapinski über ein Geschenk für Sarah nach, aber er wusste nichts. Auf einmal fiel ihm ein, dass Sarah beim Essen erwähnt hatte, sie wolle unbedingt das Parfüm von Bruno Banani haben.
Als Manfred am Nachmittag nach Hause kam, gingen die beiden sofort los und machten sich auf die Suche nach einem schönen Anzug. Nach kurzer Zeit war dieser gefunden und es ging in die nächste Parfümerie. Dort erhielten sie schnell das gesuchte Parfum. Die beiden liefen noch ein bisschen über den Potsdamer Platz und machten sich danach auf den Weg zurück nach Hause. Sabine hatte schon gekocht. Die beiden setzten sich an den Tisch, dann fingen alle an zu essen. Nach dem Essen ging Strapinski in sein Zimmer, verpackte das Geschenk für Sarah und ging schlafen.
Am nächsten Morgen wachte Strapinski um halb neun auf. Weil die anderen noch schliefen, beschloss er, ein leckeres Frühstück vorzubereiten.
Er brutzelte Spiegeleier und ging schnell zum Bäcker, welcher gleich nebenan war und kaufte Croissants und Brötchen. Er deckte den Tisch, dann kamen auch schon Sabine und Manfred die Treppe herunter. Die beiden waren über das Frühstück sehr erfreut. Am Nachmittag machten sich alle für die Geburtstagsparty fertig und gingen dann los.
Auf der Party war schon sehr viel los, als die drei ankamen. Strapinski gab Sarah sein Geschenk und sie packte es sofort aus. Sie freute sich sehr darüber. Es gab ein sehr leckeres 3-Gänge-Menü und es war den ganzen Abend lang noch eine sehr gute Stimmung. Um zehn Uhr war der Geburtstag zu Ende und alle machten sich auf den Weg nach Hause. Dort angekommen gingen die drei sofort ins Bett, denn sie waren sehr müde.
Klaus Strapinski telefonierte mit seiner Freundin in Polen. Sie vermisste ihn und wollte, dass er so schnell wie möglich zurückkäme. Er wollte sie nicht enttäuschen und versprach ihr, am nächstem Tag in der Frühe seine Sachen zu packen und loszuziehen.
Als er dann am nächsten Morgen am Bahnhof stand, musste er an Sarah denken, sie ging ihm einfach nicht mehr aus dem Kopf: „Ihre wunderschönen großen braunen Augen, der volle Kussmund und diese Hautfarbe, einfach ein Traum…“, dachte er sich. Da!!!!!!!!!! Auf einmal tauchte Sarah am Bahnhof auf und Strapinski hatte nur einen Gedanken: „Ich muss hier bei ihr bleiben, es ist schwer, aber es muss sein, ich habe mich verliebt!!!!!!“
Und so suchte er sich ein Hotelzimmer, um in Berlin bleiben zu können.
Er wusste, dass er seiner Freundin die Wahrheit sagen musste, nur wusste er nicht, wie er das anstellen sollte. Schließlich rief er einfach an und beichtete: „Es tut mir wirklich Leid, aber ich kann nicht zu dir nach Polen zurückkommen! Ich hab mich hier in ein anderes Mädchen verliebt und die Liebe zu ihr ist einfach stärker als du dir ... “ Als er weitersprechen wollte, hörte er plötzlich nur noch ein Tuten in der Leitung. Sie hatte aufgelegt, einfach so, ohne einen Ton zu sagen. Egal, was jetzt war, er wusste nur eins: Er liebte seine Sarah und keine andere.

Als er sich dann spät abends ins Bett legte, dachte er vor dem Einschlafen nur an Sarah. Er war für den nächsten Tag mit ihr verabredet. Sie gingen in ein schönes Restaurant. Als sie ein bisschen geredet hatten, musste Strapinski ihr endlich seine Liebe gestehen. Er ging vor Sarah auf die Knie und fragte hoffnungsvoll: „Sarah, meine Schönste, ... Ich habe in letzter Zeit viel nachgedacht ... über dich, ... über uns! Ich habe mich in dich verliebt, mein Schatz. Ich frage dich hier und jetzt: Willst du meine Frau werden?“ Sarah schossen Tränen aus den Augen. ... Glückstränen. Sie brachte nur ein leises „Ja!“ heraus. Sie war überglücklich!
Drei Wochen später war alles geplant und die Hochzeit fand an diesem Tag stand. In einem Schlösschen, etwas außerhalb in einem kleinen Wald, in Brandenburg gelegen, war es so weit. 30 Minuten vor der Trauung setzte sich Klaus auf einen Stuhl, etwas entfernt von den Anderen. Klaus Strapinski hockte hinter hohen Tannen und belauschte zufällig ein Gespräch.
Sarah!! Sarah und ihr Vater redeten. Er hörte ein paar Wortfetzen, die so klangen: Er ... kein ... Graf ... kein ... Adliger!!! Die Stimme des Bürgermeisters wurde lauter und Strapinski verstand alles ganz genau!! „Nein, Sarah!!! Du wirst diesen Kerl nicht heiraten, er ist eine Schande für unsere Familie!“
„Was jetzt??!!!“, dachte Strapinski, er liebte Sarah und wollte sie nicht verlieren, aber ob sie ihn noch wollte?? Sie wusste nun, dass er ein ganz normaler Bürger war und mehr nicht. Wollte sie ihn jetzt verlassen?? Nein!! Er konnte doch seine große Liebe jetzt nicht schon wieder verlieren!! Das geht doch nicht.
Er wollte weg, einfach nur flüchten vor dem Ganzen, was jetzt auf ihn zukam. In seiner Verzweiflung nahm er seinen Mantel und lief, so schnell es seine langen Beine zuließen. Als er schließlich dachte, er sei weit genug weg, machte er eine Pause, blieb stehen und brach schließlich zusammen. Mit einem von Tränen verweintem Gesicht schlief er schließlich in einem kalten Graben ein, ganz allein in der grausamen Kälte.
Als er am nächsten Morgen aufwachte, lag er in einem Bett in einem Zimmer, das er nicht kannte. Er schaute sich um und im Bett neben ihm lag Sarah. Wie hatte sie ihn gefunden? Langsam schlich er zu Sarah hinüber und weckte sie zärtlich auf. Sie erklärte ihm alles, dass sie ihn gefunden hatte und hierher gebracht habe.

Die Hochzeit wurde nachgeholt und das Paar suchte sich ein kleines, schönes Haus am See. Sie eröffneten ein gemeinsames Restaurant.
Mit ihren zwei Kindern lebten sie glücklich bis ans Ende ihrer Tage.