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Exkursion zum Teltowkanal am 3.6.2022 (Biologie LK – Fr. Kröger)

Der Teltowkanal - Welche ökologische Zustandsklasse und Gewässerstrukturgüte hat der Kanal?

Egal ob für Spaziergänge oder Fahrradtouren, der Teltowkanal bietet im Sommer mit seinen 37,8 km ein beliebtes Ziel. Das Fließgewässer zweigt aus der Oberspree und der Dahme ab und mündet in die Unterhavel. Der Kanal hat dabei vielerlei Bedeutung. Er ist unter anderem eine bedeutende Schifffahrtsstraße, ein Aufnahmegewässer für die Regenwasserkanalisation und ein Kühlwasserlieferant für das Heizkraftwerk Lichterfelde.

Bei der schönen Umgebung und dem wundervollen Ausblick übersieht man häufig, wie es wirklich um den Kanal steht. Welche ökologische Zustandsklasse (ÖZK) hat also der Teltowkanal und wie ist die geologisch-morphologische Qualität des Gewässers, die über verschiedene Strukturmerkmale des Gewässers ermittelt wird?

Bezüglich der Gewässerstrukturgüte ermittelten wir einen Wert im Bereich von 4, d.h. der Teltowkanal stellt ein naturfernes Gewässer mit unbefriedigender Struktur dar.

Es gibt fünf ökologische Zustandsklassen, wobei die 1. Stufe ein unbelastetes bzw. gering belastetes Wasser und die 5. ein sehr stark belastetet Gewässer kennzeichnet. Die Klassen geben den Verschmutzungsgrad an. Um die Bestimmung jener Zustandsklasse durchzuführen, haben wir uns in 4 Gruppen aufgeteilt, die an unterschiedlichen Messstellen mit unterschiedlichen Voraussetzungen forschten.

So untersuchte die 1. Gruppe den Bereich vor dem Einleiter Ruhleben, der vom Klärwerk kommt, die 2. Gruppe untersuchte das Wasser des Einleiters Ruhleben, Gruppe 3 forschte an der Schiffanlegestelle vor der Einleitung des Kraftwerkes Lichterfelde und die 4. Gruppe bei der Einleitung des Kraftwerks.

Doch zunächst stellten wir einige Hypothesen bezüglich des Zustandes des Kanals auf und kamen zum Schluss, dass der Kanal wahrscheinlich zwischen der 3. und 4. ÖZK liegt, da dort zwar Organismen wie Fische leben, das Wasser jedoch stark verunreinigt wirkt.

Da die ÖZK aus mehreren Komponenten ermittelt wird, haben wir für unsere Forschungsarbeit verschiedenste Utensilien verwendet. Zunächst bestimmten wir die Sichttiefe mithilfe einer sogenannten Sichtscheibe, die so tief ins Wasser gehalten wird, bis man sie nicht mehr erkennt.

Zudem zogen wir ein Planktonnetz durch das Gewässer und fingen das Plankton in einem kleinen Behälter ein, um nachher einen genauen Blick darauf werfen zu können. Daran knüpfte die schwierigste Aufgabe an, das Sammeln des Wassers in ca. 1 Meter Tiefe, ohne dabei Sauerstoff aus oberen Wasserschichten oder vom Land aufzunehmen. Dazu bedienten wir uns einer Schöpfflasche, die wir zunächst, durch einen Korken verschlossen, ins Wasser hinunterließen. In ca. einem Meter Tiefe zogen wir den Korken schließlich heraus und zogen die Flasche anschließend gefüllt aus dem Gewässer ans Ufer. Der Korken kam, um ein Mischen mit Sauerstoff zu vermeiden, wieder auf die Flasche. Wir bestimmtem darüber hinaus auch die Wassertemperatur in 0,5 Metern Tiefe und die Fließgeschwindigkeit.

Nach den anstrengenden Untersuchungen an verschiedenen Stationen, konnten wir eine kurze Rast einlegen, bei der wir uns ein kleines Buffet auf einer Wiese aufgebaut haben und gemütlich frühstückten.

Anschließend trafen wir uns für die Forschungsarbeit wieder in der großen Gruppe. Nun ging es darum, verschiedene Werte aus dem Wasser zu erhalten, das zuvor gesammelt wurde. Wir bestimmten dazu unter anderem den pH-Wert, Ammoniumionen-, Nitritionen-, Nitrationen-, Phosphat-ionen- und Sauerstoffgehalt des Wassers.

Dafür wurde ein Gefäß nach Anleitung mit dem Wasser des Teltowkanals und mit Chemikalien, zum Nachweis des jeweiligen Gehaltes, gefüllt. Das andere Gefäß wurde mit normalem Wasser befüllt. Zur Bestimmung wurden die Gefäße in einem Komperator auf eine Farbkarte gestellt und man hat geschaut, bei welcher Farbe beide Flüssigkeiten ungefähr gleich aussahen. Auf dem Bild lag der Ammoniumionengehalt so beispielsweise bei 0,2 mg/L.

Als wir anschließend in der Gruppe unsere Ergebnisse verglichen haben, sind wir auf folgende Ergebnisse gekommen:

Messstelle

1

2

3

4

Auffälligkeiten

Schatten

Schaum, Sonne

Sonne

Industrie, Schatten

Temperatur (in °C)

16-17

18

20

17-18

Sichttiefe (in m)

1,5

0 bzw. 1,5

1

1,75

pH-Wert

7,5

8

7

8

Ammonium (in mg/L)

0,1-0,3

0,2

0,1-0,3

0,2

Nitrit (in mg/L)

0,05

0,2

0,1-0,3

0,2

Nitrat (in mg/L)

10

10

10

10

Phosphat (in mg/L)

15

0,5

3

2

Sauerstoffgehalt (in mg/L)

7

8

5

8

Sauerstoffsättigung (in %)

72,5

84,6

54,9

85

Elektrische Leitfähigkeit (in µS/cm)

1360

1200

1200

1250

 

Als Gesamthärte wurden Werte zwischen 15dG und 34dG erhalten, dies entspricht hartem Wasser mit einem hohen Gehalt von Calcium- bzw. Magnesiumionen.

Die Abweichungen der einzelnen Gruppen lassen sich größtenteils durch die unterschiedlichen Voraussetzungen an den Standorten erklären. So ist durch den Einleiter und das Kraftwerk eine erhöhte Verwirbelung des Wassers gegeben, was für eine bessere Durchmischung des Sauerstoffs in den einzelnen Wasserschichten und somit zu einer höheren Sauerstoffsättigung in 1 Meter Tiefe führt. Besonders hoch ist der Nitratgehalt. Dies lässt sich durch die Nitrifikation erklären, bei der Ammoniumionen zu Nitrit-Ionen und diese zu Nitrat-Ionen oxidiert werden, wenn genug Sauerstoff vorhanden ist. Messfehler sind natürlich hierbei nicht auszuschließen. Auch der Phosphatgehalt ist relativ hoch, allerdings nicht im Einleitungswasser des Klärwerks, aus dem vermutlich Phosphationen entfernt wurden.

Unsere Hypothesen lassen sich verifizieren, da alle Gruppen im Durchschnitt ungefähr bei der ÖKZ 3 – 3,5 liegen. Das bedeutet für das Gesamtergebnis, dass das Gewässer kritisch belastet ist, sprich, zwar Sauerstoff vorhanden ist und das Wasser nährsalzreich ist, allerdings das Wasser trotzdem verdreckt und verunreinigt ist und die Sauerstoffzehrung durch zahlreiche Bakterien sehr hoch ist. Für uns Menschen bedeutet es vor allem, NICHT BADEN und KEINEN MÜLL dort entsorgen! Des Weiteren würden wir dem Angler, der uns erklärt hat, dass man im Teltowkanal selten Zander, aber auch Rotfedern und Brachsen angeln kann, den Verzehr auf Grund der Schadstoffbelastung und der Bioakkumulation der Schadstoffe nicht empfehlen.

Abschließend haben wir noch einen genaueren Blick auf die Ufer geworfen. Dabei haben wir fliegende und kriechende Tiere und Blütenpflanzen bis 50 cm Höhe, Sträucher sowie Bäume analysiert mit Hilfe von Bestimmungsbüchern und Apps. Wir sind auf eine große Artenvielfalt gestoßen, die es weiterhin zu beschützen gilt!

So hat der Biologie-LK an diesem Tag mitgenommen, wie wichtig es ist, die Gewässer Berlins nicht zu belasten, da man häufig übersieht, welche ÖZK ein Gewässer wirklich hat!!!

Doch der Tag war nicht nur informativ, sondern hat dem gesamten Kurs sehr gut gefallen und die Gruppe zusammengeschweißt.

Helena Ulmer, 13.6.22